Weltweit leiden mehrere Millionen Menschen an der Alzheimer-Krankheit. Trotz der Fortschritte in der Medizin und der Verfügbarkeit immer neuer diagnostischer Methoden wissen wir immer noch nicht, was die Alzheimer-Krankheit verursacht, und deshalb haben wir kein wirksames Medikament gegen sie.
Es bleibt uns somit nichts anderes übrig, als eine möglichst genaue Diagnose so schnell wie möglich (d.h. ab der Beobachtung der ersten besorgniserregenden Symptome, die nicht ignoriert werden können) zu stellen. Leider ist das Klischee, dass die Demenz ein natürlicher Alterungsprozess ist, tief in uns verankert. Dieses Klischee führt dazu, dass wir nicht wachsam genug sind und oft zu spät den Facharzt aufsuchen.
Drei Stadien der Alzheimer-Krankheit
Die Alzheimer-Krankheit ist gut beschrieben und wird nach speziellen Kriterien und Standards diagnostiziert. Wir müssen jedoch stets daran denken, dass jeder von uns anders ist und deshalb diese Krankheit bei jedem Kranken anders verläuft.
Bei der Alzheimer-Krankheit können wir drei universelle Stadien unterscheiden, die sich durch einen unterschiedlichen Verlauf auszeichnen und bei denen der Kranke jeweils spezifische Symptome zeigt.
1. Stadium – leichtes Stadium (Frühstadium) – dauert in der Regel 2 bis 4 Jahre, manchmal auch länger bei entsprechender Pflege und Pharmakotherapie. Die Dauer dieses Stadiums hängt auch von der kognitiven Reserve ab, die der Kranke im Laufe seines Lebens angesammelt hat. Je größer diese Reserve, desto später treten die Symptome auf und sind entsprechend weniger schwerwiegend.
2. Stadium – mittleres Stadium – dauert in der Regel 5 bis 8 Jahre. In diesem Stadium sind die richtige Betreuung und die Beobachtung des Kranken am wichtigsten. In diesem Stadium ändert sich die Wahrnehmung der Welt durch den Patienten sehr stark, was sich deutlich in den von ihm manifestierten Symptomen niederschlägt.
3. Stadium – Spätstadium – dauert in der Regel 1 bis 3 Jahre und die Dauer hängt hauptsächlich von der Qualität der Betreuung des Kranken ab.
Die Mehrheit der Alzheimer-Patienten ist über 65 Jahre alt. Der Ausbruch der Krankheit ist meist unbemerkt und verläuft sogar asymptomatisch. Wir sagen sehr oft, dass der Ausbruch der Alzheimer-Krankheit „heimtückisch” ist. Der Krankheitsverlauf selbst wird als langsam beschrieben, d.h. die Symptome wachsen allmählich, über einen Zeitraum von einigen bis mehreren Jahren.
Wenn das episodische Gedächtnis versagt
Das erste und wichtigste Symptom, das wir bei den Kranken beobachten, ist die Störung des expliziten Gedächtnisses, d.h. des episodischen Gedächtnisses. Bei den Kranken beobachten wir eine Unfähigkeit, sich ständig neue Fakten oder Informationen zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort zu merken. Verantwortlich dafür sind die Schäden am Hippocampus.
Der Hippocampus ist eine Gehirnstruktur, die für die Aufzeichnung und anschließende Konsolidierung frischer Daten verantwortlich ist. Es ist wichtig zu wissen, dass Patienten, besonders zu Beginn ihrer Krankheit, wenn sie sich auf ihre kognitiven Reserven stützen und die entwickelten Abwehrmechanismen nutzen, möglicherweise keine Gedächtnisprobleme melden. Die Gedächtnisstörungen werden meist von den Angehörigen des Patienten während der Arztbesprechung erwähnt, jedoch nicht vom Patienten selbst.
Bevor wir die Symptome der Krankheit in verschiedenen Stadien besprechen, sehen wir uns zuerst die Probleme, die mit den Gedächtnisstörungen verbunden sind, an.
Wenn wir mit unseren Betreuern sprechen, hören wir meistens von folgenden Problemen:
- es werden mehrmals die gleichen Sätze wiederholt, die gleichen Informationen weitergegeben und mehrmals dieselben Tätigkeiten wiederholt (z.B. eine Telefonrechnung wird mehrmals im selben Monat bezahlt).
- Wiederholte Nachfrage nach der gleichen Information – diese Situation ist oft mit einer Verärgerung des Kranken verbunden; darüber hinaus wird der Betreuer oft beschuldigt, dass er etwas vergessen hat und eine bestimmte Information an die betreute Person nicht weitergegeben hat.
- Fehler im Zusammenhang mit den aktuellen Daten zu bestimmten, wichtigen Ereignissen.
- Ganz zu schweigen von den Vereinbarungen, die gemeinsam abgestimmt und mitgeteilt wurden.
- Charakteristisch ist auch das Bild der Verharmlosung eigener Schwierigkeiten und Probleme mit dem Frischgedächtnis. Der Patient, auch wenn er zum Arzt geht, behauptet in der Regel, dass alles mit in Ordnung sei und dass er nur gekommen ist, weil seine Frau darauf bestand.
Wichtige Anzeichen für eine fortschreitende Demenz sind folgende Informationen, die von einem Betreuer stammen:
- Passivität, Rückzug aus jeglicher Tätigkeit und Aufgabe bisheriger Interessen.
- Verhaltensänderungen, vor allem plötzliche Stimmungsschwankungen.
- Es werden keine komplizierten täglichen Aktivitäten mehr ausgeführt.
- Geringe Toleranz gegenüber von Änderungen.
- Man achtet nicht mehr auf sein Aussehen.
- Man sollte die Depression nicht mit der Alzheimer-Krankheit verwechseln.
Diese Symptome werden oft mit den Symptomen einer Depression verwechselt, was eine richtige Diagnose erheblich erschwert. Diese Symptome deuten jedoch auf eine Apathie hin, die für einen Alzheimer-Kranken typisch ist und im Gegensatz zur Depression nicht mit einer spürbaren Traurigkeit einhergeht. Bei der Unterscheidung zwischen Depression und Alzheimer ist der Beginn beobachteter Symptome sehr wichtig. Hierbei ist die Meinung des Betreuers sehr wichtig, der in einer depressiven Situation eindeutig feststellen kann, wann die ersten Symptome auftraten. Bei der Alzheimer-Krankheit dagegen es ist oft schwierig die ersten Symptome zeitlich zu bestimmen. Es ist leider oft so, dass der Beginn der Demenz so lange unbemerkt bleibt, bis der Kranke nicht mehr in der Lage ist selbstständig zu funktionieren.