Vor mehr als zwei Jahren bemerkte Anna, dass mit ihrem Gedächtnis etwas nicht stimmte. Anfangs hatte sie ein Problem damit, sich die Namen der Kinder ihrer Cousins zu merken. Ein anderes Mal stellte sie die Gläser mit dem Eingemachten ab und konnte sie nicht mehr finden. Sie half sich eine gewisse Zeit damit, dass sie alle wichtigen Informationen aufschrieb. Außerdem hat sich ein Kalender mit Benachrichtigungen als sehr hilfreich erwiesen. Eine Zeitlang ging es gut. Später, als sie immer öfter bemerkte, dass sie in Gedanken nach bestimmten Wörtern, die sie sehr gut kannte, suchte und sie nicht fand, begann sie zu befürchten, dass sie gebrechlich wird.
Wenn Sie diese Kurzgeschichte von Anna lesen, fragen Sie sich wahrscheinlich, ob die beschriebenen Symptome die Anzeichen eines „normalen” Alterns oder ob es Symptome einer Krankheit sind, die sich viele Jahre lang heimtückisch und ohne jegliche Anzeichen entwickelt. Wir hoffen, dass Sie nach der Lektüre dieses Artikels die Antwort auf diese Frage finden werden.
Demenz und „normales” Altern
Vielleicht haben Sie bereits viele Bezeichnungen für fortschreitende Gedächtnisstörungen und für den Verlust des klaren und logischen Denkens gehört. Sie haben vielleicht gehört, dass eine Person mit diesen Symptomen „Sklerose”, „senile Demenz” oder „Alzheimer” hat. Sie fragen sich vielleicht, wie sich „generalisierte Atherosklerose”, „chronisches hirnorganisches Syndrom” oder „Demenz” vom „normalen” Altern unterscheiden.
Die Ärzte verwenden in der Regel den Begriff „Demenz”, um spezifische Defizite zu beschreiben. Sie beschreiben damit den Verlust oder eine signifikante Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen wie Gedächtnis, Denken, Orientierung, Zählen, Schreiben, Fähigkeit zu lernen, Sprache und Bewertung. Das Wort Demenz selbst kommt aus dem Lateinischen (dementia) und bedeutet etwas, das über den Verstand hinausgeht. Demenz ist der Sammelbegriff für ein Gruppe von Symptomen, aber es ist weder der Name einer Krankheit noch einer Störung, die eine Krankheit verursacht. Die Demenz führt zur Schädigung von Nervenzellen, daher wird Demenz oft im Rahmen des neurodegenerativen Prozesses erwähnt. Darüber hinaus werden Störungen kognitiver Funktionen häufig von emotionalen Störungen sowie Verhaltens- und Motivationsstörungen begleitet oder sogar eingeleitet (WHO).
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation betrifft das Problem der Demenz etwa 1% der Bevölkerung. Es wird geschätzt, dass es in Polen bereits etwa 400.000 Menschen mit Demenz gibt. Da es sich um eine altersbedingte Erkrankung handelt, nimmt die Häufigkeit von Demenzfällen mit der Alterung der Bevölkerung zu. Nach Schätzungen der WHO kommen jedes Jahr weltweit 7,7 Millionen neue Kranken hinzu. Im Alter von 60 oder mehr Jahren zeigen etwa 6 % Menschen Demenzanzeichen. Im alter von über 85 Jahren sind es bereits etwa 25 %. Dieses Problem kann uns, unsere Nachbarn, unsere Freunde und unsere Verwandten auf unterschiedliche Weise betreffen.
Alzheimer-Krankheit – die häufigste Form der Demenz
Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die bei 80% der Kranken als eigenständiges oder als mit der Demenz koexistierendes Krankheitsbild auftritt. Es handelt sich um die sog. primäre Demenz, die das Ergebnis einer Hirndegeneration ist.
1906 beschrieb der Neuropathologe Alois Alzheimer erstmals diese Erkrankung und ein für sie charakteristisches Bild von Veränderungen des Hirngewebes. Im Gehirn einer 51-jährigen Patientin mit fortschreitender Demenz bestätigte Alzheimer das Vorhandensein von sog. Amyloid-Plaques (extrazelluläre Ablagerungen von Beta-Amyloid) und bündelartiger Degenerationen (intrazelluläre neurofibrilläre Bündel).
Die familiäre Form der Alzheimer-Krankheit tritt in einem frühen Alter (noch vor dem 30. Lebensjahr) auf, ist mit dem Vorhandensein der sog. kausalen Gene verbunden und betrifft etwa 1% der Fälle. Die Krankheit tritt viel häufiger spontan auf, vor allem nach dem 65. Lebensjahr.
Es wird angenommen, dass die zweithäufigste Ursache der Demenz die vaskuläre Demenz ist. Bei dieser Krankheit können mehrere Schlaganfälle, von denen einige so klein sein können, dass sie unbemerkt bleiben, das zentrale Nervensystem sehr stark schädigen und zu Gedächtnisstörungen und Störungen anderer höherer, kortikaler Funktionen führen. Manchmal können die Alzheimer-Krankheit und die vaskuläre Demenz gleichzeitig bei der gleichen Person auftreten.
Jeder kann von Demenz betroffen sein
Menschen mit Demenz können gleichzeitig an vielen anderen Krankheiten leiden. Sehr oft kann eine Demenz allein zusätzliche gesundheitliche Probleme verursachen. Koexistierende Krankheiten und Medikamente, die bei dieser Patientengruppe eingesetzt werden, sind mit einem erhöhten Risiko des Auftretens von Bewusstseinsstörungen verbunden. Deshalb sind eine richtige Diagnose und dann die Einleitung der richtigen Behandlung und Betreuung äußerst wichtig. Es wird empfohlen, dass der Demenzkranke von einem einzigen Facharzt behandelt wird, der seine Vorgeschichte genau kennt und auf neue Symptome oder andere Gesundheitssituationen angemessen reagiert.
Die Demenz tritt bei Menschen aller sozialen Schichten und in allen menschlichen Rassen auf. Schwere, fortschreitende Gedächtnisstörungen sind nie einfach ein Symptom des Alters. Leichte Gedächtnisstörungen begleiten oft das Altern, sind aber meist nicht stark genug, um den Alltag zu behindern.
Mit zunehmender Lebenserwartung und Alterung der Gesellschaft wird die Verbreitung von Wissen über die Demenz immer wichtiger. Es ist sehr wichtig, Demenz effektiv und schnell zu diagnostizieren, denn nur dann können wir versuchen, die Symptome zu lindern, damit die Krankheit milder verläuft und die Menschen, die an Demenz leiden, eine professionelle Betreuung erhalten, die für den Behandlungsprozess entscheidend ist.